Seiltechnik
Rund um
das Seil
➜ Drahtseildurchmesser
Man unterscheidet zwischen einem Seilnenndurchmesser und einem effektiven Seildurchmesser. Der Drahtseilnenndurchmesser, auch nominaler Seildurchmesser genannt, ist ein vereinbarter theoretischer Wert für die den Durchmesser des kleinsten die Außenlitzen umschreibenden Kreises.
Der effektive Seildurchmesser, auch wirklicher Seildurchmesser genannt, ist der tatsächlich am Drahtseil gemessene Durchmesser des kleinsten die Außenlitzen umschreibenden Kreises. Der Toleranzbereich für den effektiven Seildurchmesser ist in den Tabellen der jeweiligen nationalen oder internationalen Normen festgelegt. Nach EN 12385-4 beträgt er 0% bis +5% (für Seildurchmesser für ≥ 8mm).
Dies bedeutet, daß bei Anlieferung des Drahtseils der effektive Seildurchmesser nicht kleiner sein darf als der Nenndurchmesser, ihn aber auch nicht um mehr als 5% übertreffen darf. Bei dünnen Seilen, z. B. 3mm bis 7mm, ist das Toleranzfeld häufig nach oben größer. In der Erdölindustrie, die sich stark an amerikanischen Vorgaben orientiert, gilt häufig ein Toleranzfeld von -1% bis +4%. Natürlich verändert sich der effektive Seildurchmesser in Abhängigkeit von der Belastung. Deshalb soll in Grenzfällen der effektive Seildurchmesser an einem mit 5% der rechnerischen Bruchkraft belasteten Seil gemessen werden. verope produziert Standardtoleranzen von +2% bis +4%, spezielle Toleranzen auf Anfrage.
➜ Messmittel und ihre richtige Verwendung
Um den genauen Seildurchmesser zu bestimmen, muss ein dafür vorgesehenes Messmittel verwendet werden. Die Messung muss grundsätzlich über die Kuppen (äußerer Hüllkreis des Seiles) erfolgen. Das Messen in den Litzentälern verfälscht das Ergebnis erheblich. Bei Seilen mit ungerader Anzahl Außenlitzen ist darauf zu achten, dass die Messflächen über mehrere Litzen reichen. (Abb. 10)

➜ Arten der Messlehre



➜ Schlagrichtung des Drahtseiles
Man unterscheidet zwischen rechtsgängig und linksgängig geschlagenen Drahtseilen.
Die Schlagrichtung eines Seiles ist linksgängig, wenn seine Litzen (sich vom Betrachter wegbewegend) entgegen dem Uhrzeigersinn gedreht sind (Abb. 14). Die Schlagrichtung eines Seiles ist rechtsgängig, wenn seine Litzen (sich vom Betrachter wegbewegend) im Uhrzeigersinn gedreht sind (Abb. 15).
Die Schlagrichtung von Drahtseilen wird häufig mit dem Großbuchstaben S für das linksgängige Seil und dem Großbuchstaben Z für das rechtsgängige Seil angegeben. Rechtsgängige Seile werden auch häufig mit RH (für right hand) und linksgängige Seile mit LH (für left hand) bezeichnet.
➜ Drahtseilmachart
Unter der Machart eines Drahtseils versteht man das Bildungsgesetz, nach dem die Elemente des Seiles, also seine Drähte und Litzen, relativ zueinander angeordnet sind. Die Bezeichnung für eine Fasereinlage ist FC, für eine unabhängige Stahlseileinlage ist IWRC. So besitzen zum Beispiel alle Rundlitzenseile der Machart 6 x 19 Warrington mit Fasereinlage den Aufbau 6 x [1-6-(6-6)] – FC.
➜ Füllfaktor des Drahtseiles
Unter dem Füllfaktor eines Drahtseiles versteht man den Quotienten aus dem Metallquerschnitt des Seiles (nach Definition vereinfacht gerechnet als die Summe der Einzeldrahtquerschnitte), bezogen auf den Querschnitt des kleinsten Hüllkreises des Seiles. Der Füllfaktor gibt an, welcher Anteil des Raumes, den die Drähte und Litzen im Seil einnehmen, mit Stahl gefüllt sind (Abb. 16).
Die Füllfaktoren der gebräuchlichsten Seile liegen etwa zwischen 0,46 und 0,75. Dies bedeutet, daß der Stahlanteil am Volumen der Seile etwa 46% bis 75% beträgt. Drahtseile mit Stahleinlage haben höhere Füllfaktoren als Seile mit Fasereinlage. So hat zum Beispiel ein Seil der Machart 6 x 25 Filler – FE einen Füllfaktor von 0,50, ein Seil 6 x 25 Filler – IWRC einen Füllfaktor von 0,58.
Die Füllfaktoren von Drahtseilen mit Fasereinlage (FC) sinken im allgemeinen mit zunehmender Außenlitzenzahl. So hat ein Seil der Machart 6 x 25 Filler – FC einen Füllfaktor von 0,50, ein Seil der Machart 8 x 25 Filler – FC einen Füllfaktor von nur 0,45.
Die Füllfaktoren von Seilen mit Stahlseileinlage (IWRC) steigen im allgemeinen mit zunehmender Außenlitzenzahl. So hat ein Seil der Machart 6 x 25 Filler + IWRC einen Füllfaktor von 0,58, ein Seil der Machart 8 x 25 Filler + IWRC einen Füllfaktor von 0,59.
Drahtseile aus verdichteten Litzen haben höhere Füllfaktoren als Drahtseile aus unverdichteten Litzen. Durch Hämmern kann der Füllfaktor von Drahtseilen noch weiter gesteigert werden.

Abb. 16: Der Füllfaktor der Litze ist der Anteil der Drahtquerschnitte (weiße Flächen) an der Querschnittsfläche des kleinsten Hüllkreises (weiße plus graue Flächen).
➜ Schlagart des Drahtseiles
Wir unterscheiden zwischen Kreuzschlag und Gleichschlag. In Kreuzschlagseilen ist die Schlagrichtung der Drähte in den Litzen der Schlagrichtung der Litzen im Seil entgegengesetzt. Wir unterscheiden zwischen Kreuzschlag linksgängig (Litze rechts geschlagen, Seil links geschlagen, zS) (siehe Abb. 17) und Kreuzschlag rechtsgängig (Litze links geschlagen, Seil rechts geschlagen, sZ) (siehe Abb. 18).
In Gleichschlagseilen haben die Drähte in den Litzen die gleiche Schlagrichtung wie die Litzen im Seil. Wir unterscheiden zwischen Gleichschlag linksgängig (Litze links geschlagen, Seil links geschlagen, sS) (Abb. 19) und Gleichschlag rechtsgängig (Litze rechts geschlagen, Seil rechts geschlagen, zZ) (Abb. 20).
Die Vorteile von Kreuzschlagseilen sind:
• Bessere Strukturstabilität
• Höhere Ablegedrahtbruchzahl
• Erleichterte Erkennung von Drahtbrüchen
Die Vorteile von Gleichschlagseilen sind:
• Bessere Anschmiegung an die Seilrille
• Höhere Verschleißfestigkeit
• Größere Lebensdauer bei hohen Totlasten
• Erheblich besseres Verhalten bei Mehrlagenwicklung